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Monday, July 13, 2020

Heiß auf Kultur | schwäbische.de - Schwäbische

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Das Faust Studio hat am Wochenende Vergangenes und Gegenwärtiges mit zwei ausgebuchten Veranstaltungen in den Raum gestellt. Hans Joachim Irmler und Monika Nuber nannten ihre audiovisuelle Performance „Visionen an der Donau“ und nahmen das Publikum mit auf eine Reise in die Vergangenheit sowie auf ein Zusammenspiel von Musik und Bild, das ganz der Gegenwart und der Improvisation gewidmet war.

Die Freude, so Joachim Irmler bei der Begrüßung, sei groß, dass endlich wieder Publikum in die Räume des Tonstudios kommen dürfe: „Dass ihr da seid, ist das Tollste, auch wenn ihr hier in eigenartigen Grüppchen sitzt.“ Dem „Temperament und Fleiß“ von Monika Nuber sei eine Öffnung unter den derzeitigen Auflagen aufgrund der Pandemie zu verdanken. Nuber hat zudem bei einem Rückblick in Form von sechs Vierminutenfilmen deutlich gemacht, was so alles im Fausttonstudio seit 2015 gelaufen ist: Großartiges, mal witzig-schräg, mal lyrisch, mal nachdenklich oder einfach außergewöhnlich. Der Kurzfilm „Fraktus Zwei“ zeigt Margit Wand, Bernd Wand und Carsten Meyer im Faust Studio an der Donau, die bei einer Plattenaufnahme, „die perfekte Umgebung für eine Woche Wahnsinn“ erlebt haben.

Danach wurde es für diese Drei und die Zuschauer romantisch, denn jetzt ließ Nuber sie in ihrer Trickfilm-Animation auf einem rosa Elefanten durch die Wüste reiten und singen: „Wenn die rosa Elefanten schlafen gehen.“ Nubers animierte „Gesänge des Maldoror“ mit Musik unter anderen von Irmler, Carl Oesterhelt und der Stadtkapelle Scheer „belebten“ Masken und Körper, die über kunstvolle Faltspiegeltechnik in die Abgründe menschlichen Seins blicken ließen. Musik, Bild und Buchstaben setzten im nächsten Trickfilm ein Lied aus Nordmazedonien, gespielt von der Gruppe Rózsák, in Szene. Eher düster und schwer, gleichwohl beeindruckend, fing Nuber mit „Mandragora“ und der Musik von „Russudan Meipariani“ die großen Themen von Werden und Vergehen ein. Und schließlich schaute das Publikum den einzelnen Sängern des Anchiskhatichors, der im November 2018 in Scheer zu Gast war, beim Singen eines Gregorianischen Gesangs ins überdimensionierte Gesicht. Auch dieser Kurzfilm, der auf jegliche Effekte verzichtete, beeindruckte die Zuschauer.

Im zweiten Teil des Life-Visual-Konzerts ließen Nuber und Irmler Bild und Ton in „Echtzeit“ und ohne dies vorher einzustudieren, zusammenfließen. Irmler, „Klangbad-Macher und Gründungsmitglied der Krautrock-Legende Faust“, eröffnete den audiovisuellen Dialog. Die Töne seiner speziellen Orgel und Synthesizer „lockten“ Nuber mit ihren Stiften und verschiedenen Drehscheiben auf dem Plattenspieler zum Malen, Schaben und Kratzen. Übertragen auf die Leinwand nahmen Farben als Striche oder Punkte Fahrt auf oder radierten im „Knabenwald“ Gesichter aus. Die Vinylscheibe auf dem Plattenspieler machte mit der Spitze ihres Tapeziermessers Bekanntschaft, und so war es nicht verwunderlich, dass ein Blechskelett, das zuvor immer wieder als Motiv in den Trickfilmen aufgetaucht war, sich ins Bild drehte. Skurril, vielseitig und emotional, vor allem aber kreativ, so ein Zuhörer aus Neufra nach dem Konzert, war für ihn dieses ungewöhnliche „Klangbad“. Und eine Sigmaringerin bestätigte: „In Berlin findet man immer wieder solche einfallsreichen Aufführungen und eben in Scheer.“




July 14, 2020 at 12:39AM
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